RECALL SCULPTURE

RECALL SCULPTURE

Skulpturen aus der Sammlung des KMSKA
28.10.2017 - 18.03.2018

RECALL SCULPTURE ist eine Ausstellung von Kleinskulpturen aus den Jahren 1950 bis 1970. Die Arbeiten kommen aus der Sammlung des Königlichen Museums für Schöne Künste von Antwerpen (KMSKA). Sie wurden aus den Biennalen angekauft, die das Middelheimmuseum seit seiner Entstehung organisierte.

Die 41 Kleinskulpturen zeugen von der erneuerten kreativen und künstlerischen Freiheit, die der Nachkriegs-Künstler entdeckte. Darüber hinaus sind sie – unter anderem durch die Auswahl des Gegenstands und des Materials – Vorläufer der zeitgenössischen Kunst. Die Skulpturen kommen im Middelheimmuseum daher auch auf mehr als eine Art und Weise „nach Hause“.

Das Middelheimmuseum heißt die Ausstellung willkommen, die in das Dicht maar dichtbij (Geschlossen aber in der Nähe) Programm des KMSKA in Erwartung seiner Wiedereröffnung im Jahre 2019 passt. Kurator der Austellung ist Greta Van Broeckhoven, Kurator Sammlung Kunst des 20. Jahrhunderts, KMSKA.

 

Ode an die Freiheit

Die Ausstellung RECALL SCULPTURE stellt die Kleinskulptur in den Fokus, mit Beispielen aus der figurativen und abstrakten Kunst der Jahre 1950 bis 1970. In dieser Zeit bricht der Künstler aus der beklemmenden Zwangsjacke der Zeit des Zweiten Weltkriegs aus. Kreative und künstlerische Freiheit sind das höchste Gut, mit einer großen Mannigfaltigkeit bei der Wahl von Material und Gegenstand als Ergebnis. Das steht in krassem Gegensatz zur Kunst, die in der Kriegszeit vom Staat in Fesseln gelegt wurde.

Die 41 Arbeiten zeigen eine enorme Vielfalt. Der Künstler will zeitlose Werke schaffen, von jedem Bezugsrahmen gelöst. Oder er reagiert genau dadurch auf die Gesellschaft, dass er über die Kunst den Schrecken der Kriegsgewalt ausdrückt. Die Kriege in Korea (1950-53), Indochina (1946-54) und Algerien (1954-62) stehen dem Schrecken des Zweiten Weltkriegs in nichts nach. Gegenstand und eigener Gemütszustand bestimmen Technik und Material, Keramik hält Einzug, die Grenzen zwischen zwei und drei Dimensionen verschwimmen.

Figurativ, abstrakt oder informell, schwerbeladen oder einfach federleicht, in oder außerhalb einer künstlerischen Strömung, als Reaktion auf die Gesellschaft oder gerade von jedem Bezug gelöst: Die Kleinskulpturen von RECALL SCULPTURE sind auch und vor allem ein Vorbote der zeitgenössischen Kunst. Die Werke von unter anderem Pietro Consagra (1920-2005), Arnoldo Pomodoro (°1926), Francesco Somaini (1926-2005), Elisabeth Schaar (1908-1975), Bernhard Heiliger (1915-1995) und Marino Marini (1901-1980) kommen im Middelheimmuseum daher auch perfekt zu ihrem Recht. Und auf eine gewisse Art kommen sie auch genauso wieder „nach Hause“.

 

Ein Ort der Begegnung

Zwei Jahre nach der allerersten 'modernen’ Freiluft-Ausstellung für Bildhauerkunst im Battersea Park und ein Jahr nach der internationalen Bilderausstellung in Park Sonsbeek eröffnete am 1. Juni 1950 im Antwerpener Middelheimpark die Internationale Ausstellung der Bildhauerkunst 1900-1950. In seiner Eröffnungsrede bezieht sich Bürgermeister Lode Craeybeckx ausdrücklich auf die jüngste Kriegsvergangenheit des Standorts Middelheim: Wo Dummheit und Hass vernichteten, haben Werke des Geistes, die in vielen Ländern geboren wurden, einen Ort der Begegnung gefunden. Die Ambitionen sind in der Tat groß: Das Jahr 1950 wird jedenfalls als Gelegenheit ergriffen, um eine Übersicht von einem halben Jahrhundert moderner Bildhauerkunst zu dokumentieren. Dabei mussten so viele Stile und Nationalitäten wie möglich zum Zug kommen.

Bei der Eröffnung der Ausstellung soll der Künstler Ossip Zadkine zu Craeybeckx gesagt haben: Combien vous sentirez-vous orphelins lorsque toute cette beauté vous aura quitté! („Wie schnell werdet Ihr euch als Waisen fühlen, wenn alle diese Schönheit Euch verlassen hat!“) Sehr schnell kam dann die Idee, die Ausstellung dauerhaft zu machen, und zwar in Form eines öffentlichen Freiluftmuseums für Bildhauerkunst, dem ersten der Welt. Am 6. November 1950, nur einen Monat nach der Schließung der Ausstellung, wird der Vorschlag von Craeybeckx von der Antwerpener Stadtverwaltung genehmigt.

Genau wie bei der Ausstellung ist der Ehrgeiz für das Museum groß. Es musste eine Übersicht der internationalen zeitgenössischen Bildhauerkunst bieten und dabei auch den wichtigsten Vorläufern aus dem späten 19. und dem frühen 20. Jahrhundert Aufmerksamkeit widmen. Craeybeckx geht sehr schnell dazu über, Kontakte für die ersten Ankäufe zu knüpfen, und auch in den kommenden Jahren wird der Bürgermeister in eigener Person weiterhin Museums- und Atelierbesuche machen sowie Kontakte herstellen, um die Sammlung zu erweitern.

Die erfolgreiche Ausstellung des Jahres 1950 im Middelheimpark ergibt nicht nur die Idee einer Dauersammlung, sondern lässt auch den Plan periodischer Präsentationen entstehen. Diese alle zwei Jahre stattfindenden ‚internationalen Skulpturenausstellungen‘ sollten ab 1953 als die Middelheim-Biennalen bekannt werden. Die alle zwei Jahre stattfindenden Ausstellungen mussten einen Finger an den Puls der Zeit legen. Die letzte Middelheim Biennale fand 1989 statt.

 

Gegenseitige Befruchtung

Bürgermeister Lode Craeybeckx ist auch Vorsitzender des Verwaltungsrats des KMSKA. Zusammen mit Walther Vanbeselaere, Hauptkonservator des KMSKA, will er, dass das KMSKA nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs seine Sammlung um zeitgenössische Kunst erweitert, ein Trend, den viele Museen in jenem Augenblick verfolgen. Craeybeckx und Vanbeselaere besuchen im Jahre 1950 die Biennale von Venedig, was sich für beide Museumssammlungen als eine Quelle der Inspiration erweist.

Für das KMSKA sind auch die Middelheim-Biennalen eine wichtige Quelle der Information und Inspiration. Im Laufe der verschiedenen Biennalen kauft das KMSKA etwa 40 kleinformatige Skulpturen. Das Museum gibt aus seiner eigenen Sammlung darüber hinaus einige große Skulpturen dem Middelheimmuseum als Dauerleihgabe, ikonische Werke wie Het zotte geweld (Die närrische Gewalt) von Rik Wouters und Balzac von Auguste Rodin. Perlen, die bis zum heutigen Tage zu den Spitzenwerken des Middelheimmuseums gehören. 
 

“Das Band zwischen KMSKA und Middelheimmuseum ist da, um zu bleiben. Selbstverständlich, weil die Werke von Rodin, Wouters und anderen aus der Sammlung des KMSKA im Middelheimmuseum auf diese Weise einen schönen Rahmen erhalten. In nächster Zukunft wird das KMSKA auch seinen eigenen Museumsgarten wieder aufwerten und neu einrichten, wobei der (zeitgenössischen) Bildhauerei eine herausragende Rolle gewidmet ist. In den Mauern des erneuerten KMSKA erhält die Skulptur, von früher und jetzt, mehr Raum.  Die Zusammenarbeit mit dem Middelheimmuseum ist für beide Wege selbstverständlich.” 
– Manfred Sellink, Generaldirektor und Generalkurator des KMSKA

“Die Verbindung zwischen dem Middelheimmuseum und dem KMSKA war für eine Wiederentdeckung reif. Dadurch, dass man die strukturelle Zusammenarbeit sichtbarer macht, wird gut klar, wie lebenswichtig derartige Dialoge zwischen den Einrichtungen in einer Stadt sein können. Und das ist etwas, auf das man in der Zukunft aufbauen kann. Die Werke des KMSKA nehmen in der Präsentation der Ausstellung des Middelheimmuseums seit seiner Eröffnung einen zentralen Platz ein. Dieses Projekt ermöglicht es, die Anwesenheit zu kontextualisieren. Und daneben lüftet es eine Spitze des Schleiers von dem Schönen, das wir erwarten dürfen, wenn das KMSKA erneut die Türen öffnen wird.”
Sara Weyns, Direktorin des Middelheimmuseum

“Eine städtische Kulturpolitik ist ein Gesamtwerk. Dass mit diesem Projekt die Zusammenarbeit zwischen zwei wichtigen Kultureinheiten von Antwerpen – dem Middelheimmuseum und dem KMSKA (Königliches Museum für schöne Künste Antwerpen) – fortgesetzt und erneuert wird, ist wirklich phantastisch. Ein Beispiel für uns alle.”
– Caroline Bastiaens, Schöffin für Kultur 

Kontakt
Rafaelle Lelievre Pers en communicatie Middelheimmuseum, Stad Antwerpen
Rafaelle Lelievre Pers en communicatie Middelheimmuseum, Stad Antwerpen
Über Middelheimmuseum

Das Middelheimmuseum ist eine einzigartige Einrichtung, in dem das Zusammenspiel von Kunst und Natur für besondere Erfahrungen sorgt. Das Freiluftmuseum zeigt moderne und zeitgenössische Kunst in einem grünen Parkumfeld. Werke von – unter anderen – Auguste Rodin, Henry Moore, Rik Wouters, Isa Genzken, Chris Burden, Ana Mendieta, Jean Katambayi, Barbara Hepworth, Bruce Nauman, Germaine Richier, Pascale Marthine Tayou vermitteln einen einzigartigen Überblick über mehr als hundert Jahre bildende Kunst.

Jährlich lädt das Museum bereits berühmte oder viel versprechende Künstler ein. Unabhängig vom „White Cube“ eines Museumssaals treten sie mit den endlosen Möglichkeiten des Parks und der vorhandenen Sammlung in Interaktion. Das stimuliert sie zu neuen Arbeiten speziell für das Middelheimmuseum. Das Museum arbeitete bereits mit u.a. Berlinde De Bruyckere, Kapwani Kiwanga, Camille Henrot, Ulla von Brandenburg, Jeremy Deller, Sammy Baloji, Michel Francois zusammen.

Mit seinen jährlich über 305 000 Besuchern bietet das kostenlose Middelheimmuseum Jung und Alt, Naturfreunden und Experten einen niedrigschwelligen Zugang zur modernen und zeitgenössischen Bildhauerkunst. Kultur und Erholung werden dort optimal miteinander kombiniert.

Middelheimmuseum
Middelheimlaan 61
2020 Antwerpen